Notizen aus dem Gerichtssaal

Was denkt ihr, wenn ihr an Gericht und Urteil denkt? Vermutlich eher etwas Ungutes? Bei mir ist das etwas anders. Ich denke eher an Neugierde und Mitbestimmung.

Am Donnerstag um 10:07 ,einem Tag vor dem dritten Geburtstag meines Schlaganfalls, habe ich im Sitzungssaal 16 des Sozialgerichts Hannover trotz Hemiparese meine rechte Hand (Ehrensache!) gehoben und meinen Schwur als ehrenamtlicher Richter vor der Richterbank und dem vorsitzenden Richter abgelegt. Hinter mir Kläger und Beklagte.

Ich bin angekommen. Ein längerer Weg von meinem Schlaganfall, zur Ablehnung meines Hilfsmittels, zum Vorschlagen über meinen Sozialverband bis zur Ernennung und Vereidigung als ehrenamtlicher Richter.

Und dann ging es gleich mit zwei Verfahren los. Ich habe mit Recht gesprochen. Was habt ihr nun davon? Über die Verfahren kann ich wenig schreiben, aber ich kann über meine Eindrücke berichten, die ich in der Zeit gewonnen habe. So ist die neue Rubrik Notizen aus dem Gerichtssaal entstanden.

Es beginnt mit einem Widerspruch. Auf einen ausgestellten Bescheid. Ganz einfach dachte ich bisher, Widersprüche sollten einfach formlos erstellt werden. Aber ein wenig komplizierter ist es dann schon. Es sollte ersichtlich sein, worauf sie sich beziehen. Das ist wichtig, wenn es mehrere Widersprüche mit derselben Behörde gibt. Also unbedingt das Aktenzeichen angeben.

Weiter die Frage, wer widerspricht eigentlich? In wessen Namen ist der Widerspruch verfasst. Hier macht manchmal der Singular oder Plural den Unterschied. Und natürlich die angegebenen Aktenzeichen und Unterschriften.

Trivial, oder? Passiert aber in der Praxis.

Vor dem Sozialgericht gibt es nicht die Hürde der anwaltlichen Vertretung. Das war mir bekannt und habe ich in Vorgängerbeiträgen auch schon mal geschrieben. Was das praktisch bedeutet, da hatte ich bisher keine Erfahrung.

Die Verhandlungen sind für mich als Laien verständlich. Es gab in beiden Verhandlungen wenig Fachchinesisch. Ich wäre mit meiner Hilfsmittelablehnung damals vor das Sozialgericht gezogen. Ich hatte mir dafür die Hilfe meines Sozialverbandes gesichert. Nach dieser ersten Erfahrung würde ich es mir zutrauen, auch ohne anwaltliche Vertretung dort meine Interessen zu vertreten.

Sitzungen sind öffentlich. Mein Rat, wenn ihr selbst einen Fall vor dem Sozialgericht habt und die Abläufe nicht kennt, geht vorher einfach mal in eine andere Verhandlung. So gewinnt ihr Einblicke in die Abläufe für euren eigenen Fall.

Ehrlich gesagt, ich freue mich schon auf den nächsten Termin und neue Erfahrungen. Wie ist das bei euch? Welche Erfahrungen habt ihr mit Sozialgerichten bisher gewonnen? Fühlt ihr euch fair behandelt?

Foto von Sora Shimazaki: https://www.pexels.com/de-de/foto/asiatischer-mannlicher-richter-der-am-laptop-im-buro-arbeitet-5668773/

Veröffentlicht von oschlenkert

männlich, 52 Jahre, verheiratet, 1 Kind, mitten im Leben ... und dann kam der Schlaganfall.

Ein Kommentar zu “Notizen aus dem Gerichtssaal

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