„Junge, wie konnte das denn passieren?“ Hier erhaltet ihr einen Rückblick auf die Ursachen meines Schlaganfalls. Ich habe dank meiner Facebookgruppe „Schlaganfall kennt kein Alter“ die tolle Internetseite Herzklappenhilfe gefunden. Dort habe ich von den Hintergründen meines PFO (persistierende Foramen ovale) im Herzen erfahren. Dieses hat meinen Schlaganfall verursacht, wurde aber während meines anschließenden Aufenthalts in der MHH entdeckt. Was ein PFO genau ist, lest ihr hier.
Wichtig ist, 25 % aller Erwachsenen haben so ein PFO. Die meisten bemerken es während ihres Lebens nicht. Es erhöht jedoch das Schlaganfallrisiko erheblich. Ich bin also ein Opfer der Statistik. Na ja, wenn man zu dieser Betroffenengruppe gehört, sieht man das nicht ganz so unemotional.
Was kann man dagegen machen? Auch hier gibt der entdeckte Artikel Auskunft:
Schonender und weniger invasiv ist dagegen ein Verschluss mit einem Implantat mittels eines so genannten interventionellen Verfahrens. Bei dieser Methode nimmt der Arzt einen kleinen Einschnitt vor, meist an der Leiste, und schiebt dann einen kleinen Schlauch (Katheter) durch das Blutgefäß zur Behandlungsstelle im Herzen. Durch den Katheter wiederum kann er das Implantat – ähnlich wie einen zusammengeklappten Schirm – zum PFO führen. Ist es richtig positioniert, spannt er den „Schirm“ (Okkluder genannt) auf und verschließt so das PFO dauerhaft.
Genau das wurde im Juli 2020 bei mir in der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt. Der Eingriff dauerte drei Tage. Am ersten Tag war die Aufnahme, am zweiten der Eingriff und am dritten Tag konnte ich wieder zurück in die Reha. Mitte Januar gab es noch eine Kontrolluntersuchung. Der Okkluder (kleines Schirmchen) sitzt, alles gut. Der für mich empfundene Nachteil betrifft die Entscheidung, das Loch zu verschließen.
Nun gilt hierzulande: Grundvoraussetzung für den Verschluss eines PFO mit einem Okkluder ist, dass Sie zwischen 16 und 60 Jahre alt sind und es bei Ihnen in der Vergangenheit bereits mindestens einmal zu einem Schlaganfall unbekannter Ursache gekommen ist. Okkluder werden also nicht dazu eingesetzt, um einen ersten Schlaganfall zu verhüten – Ärzte nennen dies Primärprävention – sondern, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken (Sekundärprävention).
Das sehe ich nach meinem Schlaganfall etwas anders als die bei uns gültige Rechtsprechung. Ich finde, jeder sollte die Wahl haben, das entdeckte PFO proaktiv verschließen zu lassen, wenn es entdeckt wird. Und was macht jemand, der älter als 60 Jahre ist? Na ja, wird wohl nichts mit meinen Änderungswünschen. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass das Thema ja auch erst in meinem Bewusstsein ist, seitdem in einen Schlaganfall hatte.
Was mir aber der Eingriff in der MHH gebracht hat, ist Zuversicht. Zuversicht darin, nicht sofort wieder einen Schlaganfall zu erleiden. Mir ist zweimal in der Reha ein Schauer über den Rücken gelaufen. Zweimal habe ich mich von Mitrehabilitanden mit vielen guten Wünschen verabschiedet. Sie gingen nach Hause. Zwei Wochen später kam ich aus einer Therapiestunde und dachte, ich sehe nicht richtig. Beide waren bedingt durch einen zweiten Schlaganfall wieder da. Das finde ich fürchterlich ungerecht, eine Schlaganfallerfahrung reicht doch bitteschön für jedes Leben aus. Aber mach was dran.
250.000 Menschen geht es in Deutschland so wie mir. So viele erleiden jährlich einen Schlaganfall. Und angeblich 50 % versterben daran innerhalb der folgenden 5 Jahren.
Ich besitze durch den Okkluder die Zuversicht, dass mich so schnell kein zweiter Anfall ereilt. Durch viel Bewegung, Sport und „halbwegs“ guter Ernährung (ein Vorbild bin ich hier immer noch nicht) versuche ich diese Zuversicht tatkräftig zu unterstützen. Aber wie sagt schon Marius Müller-Westernhagen:
Nein, Garantien gibt dir keiner
Kein Lieber Gott, auch der nicht – leider
Wenn du lebst bist du alleine
Ganz und gar
Ich habe Deinen Beitrag gelesen, was es nicht alles gibt. Also weiterso mit Deinem Sport, Du bist eine toller Mann
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