Ich benötige mehr Input – Ein neuer Weg zeichnet sich ab

Erinnert ihr euch noch an den wundervollen 80 ziger Jahrefilm Nr. 5 lebt?

Als der Kampfroboter Nr. 5 auf einem amerikanischen Militärgelände vom Blitz getroffen wird, gerät das Wunderwerk der Elektronik völlig außer Kontrolle. Plötzlich empfindet er Neugierde und Angst, kann über Witze lachen und hat vor allem gar keine Lust, sich auf Befehl selbst auszuschalten. Er verschwindet von dem Gelände und findet Unterschlupf bei der hübschen Stephanie, in die er sich prompt verliebt.

google.de

An seinen einprägsamen Satz „Ich benötige mehr Input“ musste ich gerade denken. Vor ein paar Tagen habe ich diesen interessanten Artikel über die Digitalisierung von Gerichten gelesen. Für einen ehrenamtlichen Richter mit IT Hintergrund ja auch naheliegend.

Der Bundestag wird mit knapp 100 Millionen Euro einen Großteil aus dem umstrittenen Digitalpakt für die Länderjustiz freigeben. Statt für mehr Richter und Staatsanwälte soll das Geld für neue Software und mehr KI eingesetzt werden.

Lto.de

Im großen und ganzem ging es überwiegend um Dokumentenmanagement und den besonderen Herausforderungen des Förderalismus in unsere Republik. Ganz am Ende wurde dann auch auf die inhaltlichen Möglichkeiten eingegangen.

Und da habe ich mich gefragt, könnte in Zukunft eine KI nicht auch den Widerspruch der Ablehnung meines Fußhebersystems an meine Krankenkasse formulieren? Was würde denn dabei heute schon herauskommen?

„Da stand mir doch glatt der Mund offen“

Gesagt, getan. ChatGPT aufgerufen und diesen Prompt formuliert:

Ich hatte vor 3 Jahren einen Schlaganfall. Daraus ist eine Fußheberschwäche geblieben. Das System L300go des Herstellers Bioness würde mir im Alltag helfen. Formuliere einen ausführlichen Widerspruch gegenüber einer Krankenkasse, warum ich das System benötige.

Die Antwort kam fast unmittelbar:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich an Sie in Bezug auf Ihren Bescheid vom [Datum des Bescheids], in dem die Kostenübernahme für das L300go-System von Bioness zur Behandlung meiner Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall abgelehnt wurde. Ich möchte hiermit Widerspruch gegen diese Entscheidung einlegen und meine Gründe im Folgenden ausführlich darlegen.

1. Medizinische Notwendigkeit: Mein behandelnder Arzt, [Name Ihres behandelnden Arztes], hat die medizinische Notwendigkeit des L300go-Systems ausführlich diagnostiziert und bestätigt. Nach meinem Schlaganfall vor drei Jahren leide ich an einer erheblichen Fußheberschwäche aufgrund einer Schädigung des zentralen Nervensystems. Diese Schwäche beeinträchtigt meine Mobilität und erhöht das Sturzrisiko erheblich. Das L300go-System wurde speziell entwickelt, um solche Einschränkungen zu behandeln und meine Lebensqualität deutlich zu verbessern.
2. Verbesserung der Lebensqualität: Die Fußheberschwäche hat erhebliche Auswirkungen auf meine täglichen Aktivitäten. Ich bin auf Rollstühle [stimmt nicht] oder Gehhilfen [stimmte damals] angewiesen und habe Schwierigkeiten beim Gehen und Stehen. Das L300go-System würde es mir ermöglichen, meine Mobilität und Unabhängigkeit signifikant zu verbessern. Es unterstützt die Anhebung meines Fußes während des Gehens und trägt dazu bei, meine Gangstabilität zu erhöhen, was wiederum das Sturzrisiko reduziert.
3. Bewährte Wirksamkeit: Das L300go-System von Bioness ist ein etabliertes und wissenschaftlich validiertes medizinisches Gerät, das weltweit von vielen Patienten mit ähnlichen neurologischen Erkrankungen erfolgreich verwendet wird. Zahlreiche Studien und klinische Erfahrungen haben die Wirksamkeit und Sicherheit dieses Systems nachgewiesen.
4. Kosteneffizienz: Die Kosten für das L300go-System sollten im Kontext der langfristigen Gesundheitsversorgung betrachtet werden. Die Investition in dieses System wird langfristig dazu beitragen, meine Abhängigkeit von teuren Pflegeleistungen zu reduzieren und meine Lebensqualität erheblich zu steigern [stimmt unbedingt, ich arbeite wieder Vollzeit]. Dadurch könnten langfristige Kosten für die Gesundheitsversorgung erheblich gesenkt werden.
5. Empfehlung des behandelnden Arztes: Mein behandelnder Arzt, [Name Ihres behandelnden Arztes], hat das L300go-System als geeignete und notwendige Behandlungsmethode für meine Fußheberschwäche empfohlen. Seine Fachkompetenz und seine unabhängige Beurteilung sollten bei Ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Ich bitte Sie daher höflich, Ihre Entscheidung zu überdenken und die Kostenübernahme für das L300go-System von Bioness zu genehmigen. Dieses System ist für meine Gesundheit und Lebensqualität von entscheidender Bedeutung, und ich bin fest davon überzeugt, dass es eine wichtige therapeutische Maßnahme zur Verbesserung meiner Lebensumstände darstellt.

Bitte teilen Sie mir schriftlich mit, welche weiteren Informationen oder Unterlagen Sie benötigen, um meinen Widerspruch zu bearbeiten. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung, um alle erforderlichen Informationen bereitzustellen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Berücksichtigung meines Anliegens. Ich hoffe auf eine positive Entscheidung in meinem Fall.

Mit freundlichen Grüßen,

[Ihr Name]

Auch als vermeidlicher Insider bin ich von den schnellen Ergebnissen immer wieder verblüfft.

AI – „Hoffentlich besteht Gretchen schnell den Turing Test?“

Ein guter Rohentwurf, oder was meint ihr? Damals hatte diese Aufgabe eine Fachanwältin übernommen. Da war es natürlich umfangreicher und individueller auf meinen Fall zugeschnitten. Aber wenn man es alleine versuchen möchte und keinen Anfang findet, ist ein Gerüst erst mal vorhanden, welches man danach weiter ausbauen und anreichern könnte.

Ich habe dann versucht, die Seite von OTTOBOCK näher einzubinden. Und in einer Liste einschlägiger Gerichtsurteile ChatGPT suchen zu lassen. Leider ist die Version nicht mit dem Internet verbunden.

Das ist ein guter Anfang. Kannst du eventuell noch Urteile von deutschen Sozialgerichten in den Widerspruch einbeziehen?

Ich meinte, kennst du ein paar Beispiele von Urteilen über das l300go, deren Aktenzeichen du mit in den Widerspruch aufnehmen kannst.

Leider kann ich keine konkreten Gerichtsurteile oder deren Aktenzeichen nennen, da meine Datenbank keine spezifischen und aktuellen Urteile über das L300go-System enthält. Um relevante Gerichtsurteile zu finden, die die Kostenübernahme des L300go-Systems behandeln, empfehle ich Ihnen, sich an einen Anwalt oder eine Anwältin zu wenden, der auf Sozialrecht spezialisiert ist. Diese Fachleute können Ihnen helfen, passende Urteile zu finden und diese in Ihrem Widerspruch einzubeziehen, um Ihre Argumentation zu stärken.

Sie könnten auch in Erwägung ziehen, sich an Selbsthilfegruppen oder Patientenorganisationen zu wenden, die Erfahrungen mit ähnlichen Fällen haben. Diese Gruppen können Ihnen möglicherweise Informationen zu relevanten Gerichtsurteilen und Ressourcen zur Verfügung stellen.

Bitte stellen Sie sicher, dass die von Ihnen verwendeten Urteile aktuell und auf Ihre spezielle Situation zutreffend sind, um Ihre Chancen auf Erfolg bei Ihrem Widerspruch zu maximieren.

ChatGPT

Auf der Arbeit sind wir da schon etwas weiter. Ich arbeite im IT-Bereich einer Prüforganisation. Dort wurde uns letzte Woche gezeigt, wie man umfangreiche Dokumente (Demodaten) in eine lokale Künstliche Intelligenz hochladen kann und diese in Sekundenschnelle abfragt oder Verbindungen zwischen Themen erstellen lässt. Wie gesagt in einem abgeschottetem System. Ein ganz wichtiges Thema ist der Datenschutz und man sollte sich bewusst sein, jede KI benötigt Daten zum Lernen. Der Output ist damit zusammen mit der Frage auch immer neuer Input des Systems.

Und schon die relativ günstige, kostenpflichtige Version von CHATGPT bietet ein Plugin, um Dokumente hochzuladen.

Vielleicht werden wir nicht schon in ein oder zwei Jahren alle eigenständig Widersprüche mit KI Systemen formulieren, aber Anwaltskanzleien oder auch die Sozialverbände werden diese neuen Möglichkeiten nutzen und in ihre Arbeitsabläufe einbinden. In Gerichten folgt es dann etwas später. Merke, auch Richter benötigen Zusammenfassungen, die sie sich momentan mühsam selber erstellen.

Hoffentlich geschieht dies dann immer mit einer menschlichen Schlußredaktion und entsprechender Eingriffsmöglichkeit. Und hoffentlich in Abstimmung mit den gültigen Datenschutzbestimmungen.

Dann könnte dieser neue Weg ein echter Mehrwert und Gewinn für uns Betroffene darstellen. Habt ihr schon Erfahrungen mit KI Hilfsmitteln gesammelt? Vielleicht habt ihr ja schon ähnliche Ideen gehabt oder andere Werkzeuge als ChatGPT ausprobiert? Würde mich sehr interessieren. Hinterlasst gerne einen Kommentar.

Foto von Pixabay: https://www.pexels.com/de-de/foto/rotes-und-schwarzes-jack-kabel-275143/