Ich lese gerne Biografien. Am liebsten von Verlierern. Die entpuppen sich meist als deutlich menschlicher als die sogenannten Gewinner. Heute soll es um Stan Laurel gehen. Er ist Engländer und trat gemeinsam mit Charlie Chaplin in kleinen miesen Theatern in England auf. Gemeinsam gingen sie dann Anfang der 1910 Jahre nach Amerika. Am Anfang der Stummfilmzeit. Aus Chaplin wurde ein Star. Stan Laurel auch, aber deutlich später und irgendwie anders.
Im Roman Stan von John Connolly erinnert sich Stan, schwerkrank und am Ende seines Lebens, an diese Zeit und sein bewegtes Leben. Chaplin, der große Star, hatte ihn mit keinem Wort in seiner Autobiografie erwähnt.
Ich habe immer Stan Laurel als Teil von Dick und Doof aus den Fernsehfilmen meiner Jugend wahrgenommen. Und zwar als doofen Teil. Mit Erstaunen musste ich feststellen, er war der kreative Teil des Duos. Er schrieb als Autor, führte Regie und schnitt die Filme. Neben seiner Rolle als Schauspieler. Man erfährt Dinge, wie das Filme in kürzester Zeit drei oder viermal hintereinander mit den Originalschauspielern gedreht wurden. Einmal für den englischen Markt, einmal für den französischen Markt und sogar dem deutschen. Die Schauspieler sprachen ihre Rollen einfach phonetisch nach, ohne Verständnis des Textes. Stan hielt Olliver Hardy (Babe) dabei stets für den talentierteren Schauspieler.
Was mich am meisten anrührte, war die Loyalität der beiden gegenüber einander. Sie hatten eine eigene Firma, teilten die Einnahmen brüderlich. Als Babe ohne Stan drehte, erhielt dieser trotzdem seinen Anteil, obwohl die Zeiten hart und das Geld knapp war. Diese Solidarität zwischen den beiden war wohl unabgesprochen, nur vom gegenseitigen Respekt nein besser Liebe geprägt.
Im Klappentext steht:
Er liebte viele Frauen und meistens die falschen. Doch der wichtigste Mensch in seinem Leben ist ein Mann.
Das imponiert mir sehr. Ich hätte ihn gerne in seinen späten Lebensjahren im Oceana Apartment Hotel einmal kennengelernt. In den letzten Lebensjahren hat er wohl fast jedem Fan zurückgeschrieben und dafür ein kleines Vermögen für Briefmarken ausgegeben. Leider ist er schon vor meiner Geburt verstorben. Nun steht das Buch ausgelesen in meiner Bücherwand. Einträchtig neben der Autobiografie von Charlie Chaplin.
Empfehlung: unbedingt lesen