Henry Brubaker ist der neue Leiter des Wakefield Gefängnisses, nur weiß zunächst niemand etwas davon. Er lässt sich als Insasse einsperren, um sich einen Eindruck der Zustände seiner neuen Arbeitsstelle zu verschaffen.
Kennt ihr noch den Film Brubaker mit Robert Redford von 1980? Eine ungewöhnliche Idee. Ein neuer Leiter lernt seine Einrichtung (Gefängnis) erst aus der Sicht eines Patienten (Gefangener) kennen, bevor er dort die Leitung übernimmt. Könnte man so etwas auch auf den Aufenthalt in einer Reha Einrichtung übertragen?
Meine Reha geht bald zu Ende. Wie fällt meine Bilanz aus? Wie immer gibt es viel gutes, aber auch einige Dinge, die zu kritisieren sind.
Meist fällt das in solchen bewerten Kliniken gar nicht mehr auf, da Abläufe schon jahrelang aus Gewohnheit so sind wie sie sind.
Deswegen würde ich gerne die Idee mit dem Brubaker Film einmal umsetzen. Was wäre ihm hier in Bad Sooden wohl aufgefallen?
Erst einmal hätte er sich hier wohl sehr wohl gefühlt. Hier herrscht der richtige Geist. Die Mitarbeiter sind freundlich, motiviert und soweit ich das beurteilen kann, auch kompetent.

Sehr stolz ist man hier auf das vor Ort gekochte Essen. War auch meist sehr lecker und frisch.
Aber wo Licht ist, ist auch (ein wenig) Schatten. Die Therapien waren sehr ungleich über die Woche verteilt. Montag war sehr viel (teilweise 8 bis 9 Therapieeinheiten), dann flachte die Kurve immer mehr ab ( 3 bis 4 Therapieeinheiten ab Mittwoch).
Prinzipiell war ich im WochenDurchschnitt nie länger als einen halben Tag beschäftigt. Ehrlich gesagt finde ich das zu wenig, bin mir aber nicht sicher ob das nicht eher das Thema des Kostenträgers ist?
Die Kritik an der vor einem halben Jahr eingeführten zentralen Disposition geht aber noch weiter.
Vier mal im Rehazeitraum war ich ganz allein in einer Gruppentherapie. Das sind wirklich vertane Möglichkeiten. Der eingesetzte Mitarbeiter hätte hier mindestens drei weiteren Patienten eine Einheit anbieten können.
Meine Empfehlung wäre hier die Disposition wieder in die Gruppen zurückzugeben.
Der Reha Alltag beginnt in Bad Sooden schon um sieben Uhr morgens. Frühstück gibt es erst ab 07:30. Mehrere Male hatte ich noch schlaftrunken Physiotherapie vor dem Frühstück. Extrem irritiertend fand ich Entspannung um 07:30.
Auffällig fand ich auch die Nichtanwesenheit von digitalen Lösungen. Es gibt keine Mitarbeiter- oder Patientenapp. Weiter wurden Wochenpläne anstatt Tagespläne verteilt. Das führte natürlich zwangsläufig zu zahlreichen Änderungen im Laufe der Woche. Schwierig wurde es immer dann, wenn Mitarbeiter, Patient oder die Pflege ein unterschiedliches Druckdatum des Plans hatten. Dann war das Chaos perfekt.
Kognitives Training am PC ohne PC war ein Running Gag. Das war in Hessisch Oldendorf ganz anders, in Bad Driburg wurde es nicht angeboten.
Robotergestützte Therapie wie in beiden vorherigen Rehas wurde mir hier nicht angeboten. Gerade diese Therapieform hat mir aber sehr viel gebracht.

Die Vorträge waren durchweg gut, mir jedoch aus den Vorrehas schon bekannt,
Auf das Thema was ist nach der Reha (Irena, T-Rena) wurde ich hingewiesen und die Verordnung kurzfristig erstellt,
Sehr positiv empfand ich, dass der MTT Raum zwischen 18 und 21 Uhr und am Wochenende ohne Anwesenheit von Therapeuten genutzt werden konnte. Auch ein Laufband stand hier zur Verfügung, welches ich häufig genutzt habe.
Sehr gut finde ich die Idee des Handouts, welches Patienten über einen QR Code mit nach Hause nehmen können.
Mein Verbesserungsvorschlag wurde nett beantwortet, vermutlich jedoch nicht umgesetzt.
Die ärztliche Betreuung war sehr gut. Ich PDF habe ich mal für Interessierte meine vollständige Bewertung abgelegt.
Die Stadt ist ca. 20 Minuten entfernt. Es fährt ein stündlicher Klinikbus. Diesen gab es weder in Bad Driburg noch in Hessisch Oldendorf.
Bedanken möchte ich mich bei allen Mitarbeitern ( besonders den Ergotherapeutinnen), die mich sehr freundlich aufgenommen haben. Schön fand ich auch den vielen Weihnachtsschmuck, den ich in jedem Raum zunehmend entdecken konnte. Am Sontag gibt es hier den ersten Weihnachtsmarkt. Ich darf gespannt sein.
Insgesamt möchte ich der Sonnenbergklinik 3,5 von 5 Sternen vergeben. Gerne möchte ich in einigen Jahren noch einmal wiederkommen. Anders, als damals in Bad Driburg. Allerdings kann die Therapiedichte nicht an die von mir sehr geschätzten und hier mehrfach beschriebenen Neurointensivwochen heranreichen.