Ich bin jetzt 57 Jahre alt. Mit 52 Jahren hatte ich einen Schlaganfall. Hin und wieder werfe ich bedingt durch schlechte Nachrichten aus dem Bereich Pflege einen Blick in die Glaskugel.
Wo werde ich voraussichtlich mein Leben beenden? Wenn nicht durch eine Krankheit vermutlich in einem Krankenhaus oder einer stationären Pflegeeinrichtung. Wenigstens rein statistisch. Diese Einrichtungen werden jedoch völlig anders als heute aussehen.
Schlussfolgerung: Die meisten Menschen sterben in Deutschland in Institutionen, wobei das Krankenhaus mit über 50 % den häufigsten Sterbeort darstellt. Nur jeder vierte Sterbefall ereignet sich zu Hause. Im zeitlichen Trend kann eine deutliche Sterbeortverlagerung weg vom häuslichen Umfeld sowie Krankenhaus, hin zu Alten- oder Pflegeheimen, aber auch zu Palliativstationen und Hospizen beobachtet werden.
Ärzteblatt
Gibt man das Thema Robotik und Pflege in eine Suchmaschine ein, sieht man an jeder Ecke wird zu diesem Thema geforscht. Es wird in zwanzig Jahren vermutlich einen ähnlichen Stellenwert wie KI heute besitzen. Vor einem Jahr für mich noch fast nicht sichtbar, ist es heue ein Jahr, danach fest in meinen Alltag integriert.
Mein erstes Robotererlebnis hatte ich in einem Hotel in einem Ostseebad. Dort konnte man durch ihn Snacks auf das Zimmer bestellen. Klappte gut, allerdings musste der Roboter noch von Hand nachbestückt werden.

Genau so einen Einsatz könnte ich mir auch in einem Pflegeheim vorstellen. Der Roboter kommt mit Essen oder Getränken vorbei oder transportiert die Medikamente zu mir.
Aber wie merkt er, dass ich momentan nicht in meinem Zimmer bin, sondern im Aufenthaltsraum? Das wird ohne Tracking nicht gehen. Möchte ich das?
Und wie schaut der Roboter, ob ich die Tabletten auch nehme und nicht in der Blumenampel verstecke? Für mich sind solche Fragen bisher unbeantwortet.
Einen Rezeptionsroboter kann ich mir hingegen sehr gut vorstellen. Er empfängt Besucher und beschreibt den Weg zu Zimmer oder den Pflegemitarbeitern. Gibt es bestimmt hier und da schon heute.
Der zeitintensivste Bereich in der Pflege ist vermutlich das Aufstehen und Waschen. In der Reha war ich für sechs Wochen auf Pflege angewiesen. Das begann beim Aufstehen aus dem Bett, dem Waschen und Anziehen bis zum Transfer in den Rollstuhl. Momentan kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese von Patient zu Patient sehr unterschiedlichen Tätigkeiten wirklich vollständig selbständig von einem Roboter übernommen werden können.
Maximal eine Assistenz durch den Roboter in direkter Verbindung mit einer Pflegekraft kann ich mir hier momentan vorstellen.
In Charlie Chaplins Film „Moderne Zeiten“ (Originaltitel: Modern Times) wird die Figur des Tramps in einer modernen Fabrik eingesetzt und gerät in den Sog der Maschinen. Eine ikonische Szene zeigt, wie er in das Räderwerk einer großen Maschine gerät und fast verschlungen wird, während er weiterhin versucht, Schrauben festzuziehen. Der Film, der 1936 uraufgeführt wurde, ist eine satirische Darstellung der Arbeitswelt, des Taylorismus und der Auswirkungen der industriellen Revolution auf den Menschen.
Zum Thema Essen und Trinken muss ich immer kritisch an den Film Moderne Zeiten vom genialen Charly Chaplin denken. Charly muss für das Mittagessen lediglich den Mund öffnen und schließen, kauen, die Maschine übernimmt den Rest. Dabei verliert sie durch Charlies Nichtkooperation vollständig die Orientierung. Das Essen gerät zum Desaster. Auch hier kann ich mir eher die Vorbereitung oder den Transport einer Mahlzeit vorstellen, das Anreichen wird vermutlich sehr schwierig und individuell sein.

Roboter in der Therapie hingegen kann ich mir sehr gut vorstellen. Mit und ohne menschlicher Unterstützung. In meinem Fall habe ich das schon einmal bei meiner persönlichen Rehabilitation nach einem Schlaganfall in einer BDH Einrichtung beschrieben. Ihr Einsatz ist bereits State of the Art, allerdings sind diese Roboter meist sehr selektiv in der unterstützten Tätigkeit.
Welche denkbaren unterschiedliche Ansätze gibt überhaupt in der Verwendung der Robotik in der Pflege?
- Soziale und emotionale Unterstützung
- Humanoide Roboter wie Pepper führen Gespräche, spielen Spiele oder leiten Morgengymnastik an.
- Tierähnliche Roboter wie Paro, eine Robbenattrappe, fördern bei Demenzpatienten emotionale Nähe und Gesprächsfreude.
2. Physische Entlastung für Pflegekräfte
- Assistenzroboter wie Robear oder Lio helfen beim Heben und Lagern von Patienten.
- Exoskelette unterstützen Pflegekräfte bei körperlich belastenden Tätigkeiten wie Transfers oder Mobilisation.
3. Automatisierung von Routineaufgaben
- Service-Roboter transportieren Medikamente, Wäsche oder Essen und reduzieren Laufwege.
- Reinigungsroboter übernehmen Aufgaben wie Staubsaugen oder Desinfektion autonom.
4. Kognitive Unterstützung für Bewohner
- Roboter erinnern an Medikamenteneinnahme oder Termine
- Sie können auch einfache Gedächtnistrainings oder Quizspiele anbieten.
5. Telemedizin und Kommunikation
- Telepräsenz-Roboter ermöglichen virtuelle Arztbesuche oder Gespräche mit Angehörigen.
- Sie können auch als mobile Schnittstelle für Pflege-Dokumentation dienen.
6. Ethische und soziale Innovation
- Roboter können helfen, Einsamkeit zu lindern, ohne menschliche Nähe zu ersetzen.
Mein Freund, der Roboter oder die Freude an der tausendfachen Bewegung
Ich persönlich besitze beim Einsatz von Robotern auch ein Grenze des Einsatzes, gegen deren Überschreiten ich mich immer wehren werde, solange ich dazu in der Lage bin.
Soziale Begleitroboter, etwa in Gestalt von Kuscheltieren wie die Robbe „Paro“, assistieren bei zwischenmenschlichen Interaktionen oder dienen selbst als Interaktionspartner und sollen vor allem kommunikative und emotionale Bedürfnisse erfüllen.
Ärzteblatt
Diese emotionalen Bedürfnisse sind meiner Meinung nach dem Gespräch und der Interaktion zwischen Menschen vorbehalten. Hier haben Roboter meiner Meinung nach nichts zu suchen. Wie seht ihr das? Welche Tätigkeiten in der Pflege haben eurer Meinung nach Potential von Robotern übernommen zu werden? Sind sie euch gar schon einmal begegnet? Hinterlasst gerne einen Kommentar.
Grenzen der Technik und ungelöste Herausforderungen habe ich auf der Seite des Ärzteverbands gefunden.
- Akzeptanz und Vertrauen: Einführung von Robotern erfordert Geduld und Begleitung durch Pflegepersonal. Gerade anfangs sind Skepsis und Unsicherheit verbreitet .
- Technische Limitationen: Viele Roboter funktionieren nur in eng definierten Szenarien – sie können physiotherapeutische Bewegungen meist nicht selbstständig demonstrieren und reagieren nicht adäquat auf spontane soziale Signale.
- Kosten und Nutzen: Die Anschaffung ist kostspielig – viele Einsatzbereiche befinden sich noch im Pilotstadium. Finanzierungsmodelle und klare Nutzenbewertungen fehlen noch .
- Menschliche Nähe bleibt zentral: Roboter können menschliche Pflege nicht ersetzen. Emotional-empathische Betreuung und Entscheidungsprozesse liegen weiterhin bei Pflegefachkräften .
- Mir persönlich würden noch drei zusätzliche Argumente einfallen:
- Datenschutz ist sicher noch ein berechtigtes Thema, insbesondere wenn der Speicherort der erhobenen Daten nicht in Europa liegt.
- Neben der Akzeptanz beim Pflegepersonal ist sicher die Akzeptanz bei den Bewohnern und Angehörigen sehr wichtig.
- Vor kurzen ist ein zentrales AWS Rechenzentrum in der USA für mehrere Stunden ausgefallen. Hunderte von Services sind dabei stundenlang nicht verfügbar gewesen. Unteranderem konnte ein Matrazenhersteller seine smarten Matratzen, die keinen Offlinemodus besitzen, nicht mehr in der Höhe verstellen oder die Temperatur der Unterlage anpassen. Solche unplanbaren Ausfälle hätten natürlich im Pflegealltag eine ganz andere Brisanz.
Für diesen Beitrag habe ich eingeeignetes Bild gesucht. Als ich nichts gefunden habe, habe ich es per KI erstellt. Als Vorlage habe ich ein Bild von mir am eigenen Schreibtisch verwendet. Per Prompt habe ich die KI gebeten, den Mann zu altern und einen Roboter einzufügen.

Die Suche nach einem geeigneten Beitragsbild
Die KI hat nicht nur dies erfüllt, sondern dem Hintergrund beibehalten, meine Kleidung erkannt und dem Mann ähnliche Sachen wie mir angezogen. Das Ergebnis nach nicht einmal 30 Sekunden Generieren hätte ich niemals für möglich gehalten.
Bei mir überwiegt beim Einsatz der Robotik der Optimismus. KI und Robotik können uns helfen, auch im Alter ein menschenwürdiges Leben zu führen. Ich bin zur Erkenntnis gelangt, sag niemals nie bei Dingen, die du dir nur heute noch nicht vorstellen kannst.
Modern times halt.