Vor ein paar Tagen hat eine Facebookseite mich gefragt, was verstehst du persönlich unter Inklusion? Darüber musste ich etwas nachdenken. Zu meinem Hintergrund. Ich bin betroffen, jedoch nicht von Geburt an. Ich hatte vor fünf Jahren einen Schlaganfall, dabei ist eine Hemiparese zurückgeblieben und ja, ich bin jetzt amtlich schwerbehindert.
Fairy tales
Ich habe dabei viel Glück gehabt, meine Reha war erfolgreich. Zum Beispiel sitze ich nicht mehr im Rollstuhl und kann mich in meinem kleinen Häuschen wieder gut alleine bewegen. Aber was, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre?
Dann hätten wir umziehen müssen. In eine behindertengerechte Wohnung, aber davon werden immer weniger gebaut. Hätten meine Familie und ich eine passende Wohnung gefunden?
Oder ich hätte nicht mehr arbeiten können. Wäre ich dann in eine Werkstatt für behinderte Menschen gekommen und dort beschäftigt worden. Ich sage extra beschäftigt und nicht arbeiten, die Betroffenen dort verdienen nicht einmal Mindestlohn.
Wie viele Menschen sind in Deutschland eigentlich schwerbehindert?

Ich glaube, wir sind eine der größten Bevölkerungsgruppen in Deutschland. Warum wird eigentlich für so eine große Gruppe relativ wenig getan?
Die SPD ist wohl die mitgliederstärkste Partei und damit Interessenvertretung in Deutschland. Laut NZZ hat sie derzeit 365.000 Mitglieder. Das ist ein Bruchteil unserer Größe. Wer vertritt eigentlich unsere Interessen?
Im Februar haben wir wieder die Wahl. Der nächste deutsche Bundestag wird gewählt. Was hat die bisherige Regierung eigentlich in den letzten drei Jahren für uns getan?
Läßt sich das rausfinden? Geht das?
Ja, auf der Webside Abgeordnetenwatch ist das ganz einfach möglich. Dort kann man seinen Bundestagsabgeordneten ganz einfach befragen. Einfach Postleitzahl eingeben und Abgeordneten auswählen.

Die Frage formulieren und los geht’s.
Ich habe die Abgeordnete der Grünen und den Abgeordneten der SPD befragt. Der Abgeordnete der AFD kommt für mich nicht in Frage und bekanntlich waren diese auch nicht an der Regierung beteiligt.

Sobald ich Antwort habe, werde ich diese, hoffentlich noch vor der Wahl, hier veröffentlichen. Wie ist das mit euch, habt ihr Fragen an euren Bundestagsabgeordneten?
Zurück zur Anfangsfrage, was bedeutet für mich Inklusion. Um fit zu bleiben gehe in meist Sonntags Morgens zum Sport. Dafür nehme ich die Stadtbahn, weil ich nach meinem Schlaganfall nicht mehr Autofahren möchte.
Durch die Hemiparese bin ich leider nicht mehr so schnell. Ich war noch auf der Treppe, als die Bahn einfuhr. Die Türen öffneten sich. Zwei Menschen stiegen auf den menschenleeren Bahnsteig aus, ich habe mich sehr beeilt. Die Türen gingen wieder zu. Ich war am Öffnungsknopf und drückte den Knopf. Die Stadtbahn fuhr an.
Ich war mit meiner Behinderung für den Fahrer gut zu sehen. Was bedeutet „kostenlose“ Inklusion für mich? Gegenseitige Rücksichtnahme, ganz ohne strategische Konzepte oder Behindertenrechtskonvention. Vielleicht hätten sich die Türen ja noch einmal öffnen können?