Montag haben die Neurointensivwochen in Greifswald begonnen. Ich habe das schon zweimal in Gengenbach gemacht. Beide Maßnahmen lassen sich für mich nur schwierig vergleichen. Es ist eher wie Wohnen auf dem Land und in der Stadt. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Gengenbach hat den größeren Urlaubscharakter, da es dort viel kleiner ist. Hier muss man sich in der großen Einrichtung erst zurechtfinden.
Der Betrieb in Gengenbach ist wie in einer großen Praxis, hier habe ich eher eine Rehagroßeinrichtung vor mir. Der Vergleich ist also eher mit Hessisch Oldendorf oder Bad Driburg zulässig. Ich muss sagen, ich habe noch nie eine so saubere, freundliche und ruhige Einrichtung gesehen. Der Bau ist viel neuer als in Hessisch Oldendorf und die vielen Anfahrspuren durch Rollstuhlfahrer fehlen hier fast vollständig.
BDH Neurointensivwochen, eine Bilanz (Teil 2)
Alles läuft sehr ruhig und konzentriert ab. Das mir bekannte wuselige Stimmung fehlt total. Hier hätte ich gerne meine Erstreha nach dem Schlaganfall verbracht, dachte ich gleich am Anfang. Allerdings sind die heutigen Bedingungen mit denen in der Pandemie auch nicht zu vergleichen.
BDH Ortenau Neurointensivwochen – Eine Bilanz Teil 1
Hier gibt es viel Platz. Deswegen unterhält Greifswald auch einen viel größeren Gerätepark als Gengenbach. Das kommt mir sehr zugute. Immer von 11:15 bis 12:15 ist zum Abschluss des Therapietages Sport am Gerät. Wie sagt der Therapeut immer, nach dem er die Gewichte am Gerät eingestellt hat, Sport frei!

Der Gangtrainer fehlt hier aber. Wenn dieser für euch notwendig ist, würde ich Gengenbach vorziehen.
Mit meinen Therapeuten für Ergo- und Physiotherapie habe ich viel Glück gehabt. Sie sind beide sehr lange im Geschäft. Am Anfang gab es bei beiden eine sehr detaillierte Anamnese. Wirklich erfahrene Therapeuten können sich nebenbei dabei mit dem Patienten ganz zwanglos unterhalten. Trotzdem wird intensiv beobachtet.
Meine Physiotherapeutin ist sehr flexibel im Umgang mit meinen bisherigen Erfahrungen. Sie stellte sich mir als Bobath Therapeutin vor. Als ich ihr erzählte, dass ich mit meiner heimatlichen Therapeutin eher PNF Übungen mache, wechselte sie sofort die Methode. Und sie kennt hunderte Variationen der Übungen.
Morgen soll es zum ersten Mal ins Bewegungsbad gehen. Noch ein Vorteil. Das kann Gengenbach auf Grund der Größe nicht anbieten. Und wie es klingt, habe ich das Bewegungsbad dann ganz alleine. Wo gibt es denn sowas?

Nach drei Tagen intensiver Therapie (vier Stunden am Tag) freue ich mich am Tag der deutschen Einheit auf ein wenig Pause. Neurointensivwochen sind nichts für Weicheier.
Das Wetter dürfte ein wenig besser sein, aber sonst habe ich einen tollen Eindruck von Greifswald. Die Entscheidung hat sich gelohnt.
Nachtrag:
Was ist aus meinen Neurointensivwochen geworden? Haben sie mir etwas gebracht? Auch noch im dritten Anlauf? Eigentlich soll man die Spannung ja nicht einfach gleich wieder auflösen, aber ein umfassendes Bild ist mir hier wichtiger.
Haben meine inzwischen dritten Neurointensivwochen denn für mich noch etwas gebracht? Viereinhalb Jahre nach meinem Schlaganfall, oder bin ich sprichwörtlich austherapiert? Wie schon oben beschrieben, wurde am Anfang und am Ende jedes Aufenthaltes meine Fähigkeiten überprüft. Die genauen Ergebnisse sind auf meinem Blog für alle Aufenthalte einsehbar. Auch viereinhalb Jahre nach meinem Schlaganfall erlebe ich noch handfeste Steigerungen, zum Beispiel bei der Geschwindigkeit meines freihändigen Gehens auf dem Laufband. Meine Therapeuten sehen das langsame Joggen durchaus im Bereich des Möglichen. Ich bin immer wieder erstaunt, welchen Motivationsschub ich nach meinen Neurointensivwochen durch solche Aussagen erfahre.
Dieser Motivationsschub für die nächste Zeit ist für mich der eigentliche Gewinn der Neurointensivtherapie. Dinge, die bisher nach meinem Schlaganfall nicht mehr möglich waren, systematisch in Angriff nehmen zu können.