Zahlen bitte! NIWO Teil 3

Was hat die dritte Runde der Neurointensivwochen (diesmal in der BDH Klinik Greifswald) nun für mich gebracht? Hat sich auch 4,5 Jahre nach meinem Schlaganfall noch eine Verbesserung nach den 15 Therapietagen ergeben?

Mein behandelnder Ergotherapeut hat mir dankenswerterweise meinen Abschlussbericht gleich mitgegeben. Am letzten Tag der Neurointensivwochen haben wir die jeweiligen Abschlusstestungen vorgenommen.

Entwicklung des Nine Hole Peg Tests (NHPT)

Der Test ist zur Messung der Handgeschicklichkeit geeignet und wird zur Befundung in der Ergotherapie häufig eingesetzt, z.B. in den Fachgebieten der Orthopädie, der Neurologie und in der Pädiatrie.

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Der Nine Hole Peg Test ist standardisiert und wird in vielen Einrichtungen eingesetzt. Mein Wert aus den zweiten Neurointensivwochen in Gengenbach lag mir aus dem Jahr 2022 noch vor, sodass ich die Messung als Vergleichswert einbeziehen konnte.

Am Anfang der Neurointensivwochen hatte ich fast den gleichen Wert wie im Jahr 2022, man scheint wohl die einmal erreichten Fähigkeiten nicht wieder zu verlieren. Allerdings war ich letztes Jahr auch zusätzlich in einer regulären Anschlussreha.

In den 15 Tagen konnte ich eine weitere Reduktion von 9 Sekunden erreichen. Wohlgemerkt 4,5 Jahre nach Anfallsereignis. Ich finde dieses Ergebnis sehr respektabel und hoch motivierend für meine weitere therapeutische Zukunft.

Der Box and Block-Test (BBT) ist—im Gegensatz zum NHPT, der die feinmotorischen Fähigkeiten misst—geeignet um die unilaterale grobe Handgeschicklichkeit von Patientinnen und Patienten zu messen, ursprünglich wurde er für die Anwendung bei Erwachsenen nach Schlaganfällen entwickelt

Handlungsplan.net

Auch dieser Test ist standardisiert und es liegen mir die Ergebnisse aus dem Aufenthalt meiner zweiten Neurointensivwochen in Gengenbach ebenfalls vor.

Wieder lässt sich beobachten, dass das Ergebnis der Testung am Anfang fast identisch mit dem Ergebnis aus dem Jahr 2022 ist. Am Ende konnte ich mich um weitere 6 Blöcke steigern. Für mich wiederum respektabel und sehr motivierend für die Zukunft.

Das Impairment-Oriented Training – IOT® habe ich zum ersten Mal durchgeführt. Hier gibt es keine vorherigen Vergleichswerte von mir. Weiter wird das Verfahren eigentlich an 15 Tagen durchgeführt, bei mir zeitlich bedingt lediglich an 8 Tagen.

Das Ergebnis fällt also nicht ganz so deutlich aus, wie es eigentlich zu erwarten wäre.

Um das Ergebnis besser in einer Grafik mit gleichen Maßstab präsentieren zu können, habe ich die Durchschnittswerte prozentual umgerechnet.

Ich denke, auch nach diesem Verfahren konnte ich mich in allen Aufgaben deutlich verbessern. Persönlich neige ich dazu, diese Verbesserung nicht der Neuroplastizität zuzuschreiben, sondern meiner verbesserten Fingerfertigkeit und meiner verbesserten Armhaltekraft im Laufe der Therapiezeit.

Interessant wäre es zu sehen, ob ich diese Fähigkeiten durch Nichtnutzung auch wieder verlieren kann? Mich würde eine weitere Überprüfung nach 30 und 60 Tagen sehr interessieren. Aber das wäre einfach zu aufwändig.

Mein Fazit: An den Werten der Testungen kann man deutlich ablesen, dass ich mich verbessert habe. Ob einem dies der persönliche Invest wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Neurointensivwochen sind eine ambulante Therapieform. Unterkunft, Verpflegung oder Transport sind darin nicht enthalten.

Ich habe 15 Tage Urlaub sowie ca. 2.100 € für meine Unterbringung (Appartement am Greifswalder Markt) sowie meinen EigenAnteil an den Therapien investiert. Ich muss sagen, mir war das die Sache definitiv wert. Ein Urlaub hätte mir ähnlichen Kosten zu Buche geschlagen. Vor mich steht fest, ich werde es wieder tun. Dann heißt es, auf zu Runde vier.

Sich drei Wochen pro Jahr 100 Prozent auf seine chronische Krankheit zu konzentrieren, erscheint mir nicht übertrieben.

Neben diesen Hardfakts gibt es jede Menge Softfakts, die ich als Gewinn aus meinem erneuten Aufenthalt in den Neurointensivwochen sehe. Meine betreuende Physiotherapeutin hat mich bestärkt, dass mein großes Ziel wieder langsam zu joggen nicht unrealistisch ist. Sie hat mir viele Übungen gezeigt, die ich zu Hause selbständig durchführen kann, um langfristig dieses Ziel zu erreichen. Für mich ist dieser Motivationsschub der größte Gewinn meiner dritten Neurointensivwochen.

Eure Meinung würde mich interessieren. Würdet ihr die Neurointensivwochen (egal ob in Greifswald oder Gengenbach) für euch durchführen? Wäre ich dies eurer Meinung nach den Aufwand und die Investition wert? Hinterlast gerne eure Meinung in einem Kommentar.

Foto von Miguel Á. Padriñán: https://www.pexels.com/de-de/foto/5-strike-symbol-1010973/

Veröffentlicht von oschlenkert

männlich, 52 Jahre, verheiratet, 1 Kind, mitten im Leben ... und dann kam der Schlaganfall.

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