Ich bin 1968 geboren und muss sagen, ich hatte früh einen Fernseher. Schon so im Alter von 8 bis 10 Jahren. Er stand ganz weit oben auf meinem Kleiderschrank. Aber nicht wie ihr vielleicht jetzt denkt. Es war ein altes schwarz weiß Röhrengerät aus den fünfziger Jahren. Mein Vater hatte das defekte Gerät irgendwo abgestaubt und selbst repariert.
Er brauchte gut fünf Minuten zum Warmwerden, erst dann gab es ein Bild. Es gab einen Drehkondensator mit drei markierten Stellungen, mehr Programme gab es nicht. Man konzentrierte sich auf eins der drei Programme, ungeduldiges zappen wie heute üblich, war mit der damaligen Technik nicht möglich.

Gemeinsam mit meiner Großmutter sah ich die großen Samstag Abend Shows und die Wiederholungen von Musikfilmen aus den fünfzigern. Ich weiß praktisch keine Einzelheiten mehr, solche Filme werden heute leider nicht mehr wiederholt, aber ein Lied begleitet mich immer noch.
Komm ein bisschen mit nach Italien
Komm ein bisschen mit ans blaue Meer
Und wir tun als ob das Leben eine schöne Reise wär
Komm ein bisschen mit nach Italien
Komm ein bisschen mit, weil sich das lohnt
Denn am Tag scheint dort die Sonne und am Abend scheint der MondCatarina Valente
Anfang der Achtzigerjahre war es dann soweit. Zusammen mit meiner Mama , ihrer Freundin Insa und ihrem Sohn Thomas im Opel Record auf in die Nähe von Genua.
Es war ein Desaster. Wir in einer Ferienwohnung in einem sechsstöckigen Wohnblock, dem Kofferraum voller billigem deutschen Essen mit Tankern am überlauten Sandstrand.
Das war nicht mein Italien. Nicht dieses besondere Gefühl, was ich hier so liebe. Das tolle sehr einfache Essen, die Art das Leben anders als wir zu nehmen, die Leichtigkeit und das Drama, welches jeder Italiener beherrscht.
Zwanzig Jahre hat es gedauert, bis meine damalige Freundin mir mein Italien gezeigt hat.
Ich bin inzwischen zigmal über die Brennerroute in dieses wunderschöne Land gekommen. Meine Frau, meine Tochter und ich lieben es sehr. Erst in der Toskana und jetzt nach meinem Schlaganfall, aus dem Grund, das meine Frau die Strecke alleine fahren muss, das nähere Südtirol.
Vielen Dank Frau Valente, dass sie diese Sehnsucht in unser deutsches Herz gepflanzt haben.
Catarina Valente ist am 09. September 2024 hochbetagt und hoffentlich friedlich verstorben. Ein tolles Leben und ein echtes Vorbild unserer gemeinsamen europäischen Idee. Ein Leben vor dem ich mich verneige.