110 km laufen, für mich im sprichwörtlichen Sinne unvorstellbar. Was für eine Leistung!
Wenn wir Schlaganfallbetroffenen auf der einen Seite der Mobilität stehen, stehen Ausnahmeathleten auf der genau gegenüberliegenden Seite. Wir sind im Urlaub in Kaprun, Nahe Zell am See in Österreich. Pünktlich um 22 Uhr startete hier heute der Großglockner Ultratrail. Das sind insgesamt 110 km laufen, am Stück wohlgemerkt.
Mit insgesamt irrwitzigen 6.500 Höhenmetern. Die besten schaffen die Strecke in etwas über 14 Stunden. Die Maximalzeit ist mit 30 Stunden angegeben. Die erste Hälfte findet in der Dunkelheit statt.
Zum Vergleich, mit meiner Hemiparese schaffe ich ca. drei bis vier Kilometer pro Stunde. Nach 100 Höhenmetern war ich ziemlich aus der Puste. Für mich völlig unbegreiflich, dass normale Menschen das überhaupt schaffen können.
Am Start war eine tolle Stimmung. Zuschauer und Sportler bunt gemischt. Bis 20 Minuten vor dem Rennen saß ein Sportler ganz ruhig mit seiner Familie und Freunden neben uns am Tisch. Dann legte er ruhig seine Versorgungsweste und die Stirnlampe an und ging zum Start. Das war für mich der Inbegriff von Coolness.
Charakter des Rennens
Der Grossglockner ULTRA-TRAIL® (110 km) ist eine extreme Laufveranstaltung, die zum Großteil in hochalpinem Gelände verläuft, mit 1 Passage über 2800 m und 3 Passagen über 2500 m. Es sind mindestens 2 – 4 Schneefelder zu queren, bei schlechten Bedingungen auch mehr. Über weite Teile (80 %) führt die Strecke über Trails, die technisch (teils sehr) anspruchsvoll sind. Schlechte Witterungsbedingungen (Kälte, Regen, Schnee) und die Nacht bilden zusätzliche Erschwernisse.
Ultratrail.at
Ich wünsche allen Läufern alles Gute für ihren Lauf und habe jedem einzelnen die Daumen gedrückt. Beim Startschuss war ich aber auch etwas traurig. Ich werde wohl nie wieder an einem Lauf teilnehmen können. Im Hochgebirge natürlich niemals, aber wohl auch keinen 5 km Lauf. Bleibt mir nur das Anfeuern.
Morgen ist diese Melancholie dann aber schon wieder verzogen und ich wende mich neuen, für mich erreichbaren Zielen zu. Eine Behinderung ist ja auch ein Ultra Marathon.
Ein Kommentar zu “Ultra Trail”