Aufforderung zum Zweikampf

Ich möchte euch heute zu einem Zweikampf einladen. Wie fühlt man sich in der Reha, direkt nach einem Schlaganfall? Die rechte Seite gelähmt. Arm und Bein lassen sich nicht bewegen. Die erlernten und Jahrzehnte erprobten Abläufe lassen sich nicht mehr umsetzen.

Die erste Disziplin heißt Anziehen. Natürlich im Bett. Die Motivation, die Pflegestation möglichst schnell wieder zu verlassen. Dann geht es aus dem Doppelzimmer in ein Einzelzimmer. Jeder, der im Krankenhaus einmal in einem Mehrbettzimmer gelegen hat, weiß, worüber ich spreche. Das sollte Motivation genug sein.

Die Regeln: Der Schlafanzug muss aus-, die Unterwäsche und Oberbekleidung vollständig angezogen werden. Arm und Bein der dominanten Seiten dürfen dabei konsequent nicht verwendet werden. Ihr seid hier im Nachteil. Ich hatte ein Pflegebett zur Verfügung. Da kann man das Kopfteil hochstellen. Also, sag niemand etwas gegen Pflegebetten.

Und ich hatte Hilfe. Die junge Dame war Ergotherapeutin, das Thema heißt Anziehtraining. Es gibt hier einige Tipps und Kniffe zu beachten. Hilfe gibt es zum Beispiel hier. Und wie war euer Ergebnis? Welche Strategie habt ihr bei den Socken gewählt?

Bei mir war die junge Dame 3-mal. Einmal hat sie es mir gezeigt, beim zweiten Mal noch ein wenig angeleitet, beim dritten Mal war ich fertig, bevor sie das Zimmer betreten hatte.

Vielen Dank liebe Ergotherapeutin, für den Einsatz. Die Mädels müssen ihre Arbeitszeit eine Stunde früher beginnen, damit alle Rehabilitanden rechtzeitig fertig sind für das Frühstück und die Therapie. Im Wechsel ist jede mal dran. Im Link seht ihr ganz unten die Mädels.

Die zweite Disziplin heißt Frühstücken. Ich bin hier für Chancengleichheit. Ihr dürft alles aufbauen, alle Deckel sind abgeschraubt. Es gilt wieder, die dominante Seite darf nicht verwendet werden. Vermutlich werden euch mehrere Hindernisse begegnen? Das Brot rutscht beim Bestreichen auf dem Teller. Etwas unfair von mir. Ich hatte nicht erzählt, dafür gibt es Ergobrettchen. Schaut euch mal den Artikel von Dirk dazu an.

Habt ihr das Brötchen schneiden können? Hierfür ein Dank an die Damen aus der Pflege und die Alltagsbegleiterinnen. Die haben das für mich übernommen. Mitte letzten Jahres war ich direkt während der Reha für 2 Tage im Krankenhaus. Mittags gab es Schnitzel. Das Fleisch war nicht, wie gewohnt, geschnitten. Es war ein Gemetzel.

Wie ist euch das Schmieren des Brötchens gelungen? Wieder etwas unfair von mir. Dafür gibt es extra Aufsätze für die Ergobrettchen.

Falls ihr noch Lust habt, versucht einmal, eine Kiwi zu schälen. Mit einer Hand. Ich habe bis heute nicht begriffen, warum wir in der Reha davon so viele bekommen haben. Aber, ich hätte mich melden können. Dann wäre auch das gerne erledigt worden.

Wie habt ihr abgeschnitten, in unserem kleinen Zweikampf? Auf einen Kommentar von euch freut sich Olaf.

Foto von Ylanite Koppens von Pexels

Veröffentlicht von oschlenkert

männlich, 52 Jahre, verheiratet, 1 Kind, mitten im Leben ... und dann kam der Schlaganfall.

7 Kommentare zu „Aufforderung zum Zweikampf

  1. Ich habe meine Hirnblutung ja relativ gut überstanden, mit dem von dir verlinkten Brett habe ich auch eine Zeit lang gearbeitet, den einzigen Nachteil den dieses wirklich tolle Ding hat ist der Platzbedarf. Mittlerweile habe ich mir etliche kleinere Helfer besorgt. Da fällt mir ein, dazu könnte ich mal wieder etwas schreiben. 😉
    Vom anziehen schreibe ich besser nichts, das ist eher Slapstick… 😄

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  2. Ich hatte letztes Jahr im April einen kleinen Schlaganfall, der mir die linke Hand ab dem Ellbogengelenk lahmgelegt hat. Zum Glück haben die im KH das ganze Programm aufgefahren und ich hatte das Glück, dass sich die Lähmung während meines dreitägigen Aufenthalts völlig zurrückgebildet hat. Das Problem ist also nicht mehr körperlich, sondern psychisch, nämlich die Angst davor, noch einen zu bekommen (das Risiko ist ja höher). Das hat mir ziemlich zu schaffen gemacht. Inzw. bin ich zum Glück entspannter.

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