Im Westen nichts Neues

Ja, ich gebe zu, von Remarque geklaut. Will aber sagen, keine Veränderung meiner Lage in Sicht. Am Anfang war das Entdecken von Veränderungen ganz einfach. Den ersten Tag ohne Rollstuhl hat wohl fast jeder in der Reha bemerkt. Das Gleiche gilt für den Stock, als er nicht mehr mein Begleiter war. Jetzt ist das deutlich schwieriger, aber für mich doch so wichtig.

Wo ich so darüber nachdenke, eine Entwicklung gab es aber doch. Die Psychologen haben meine Visuelle Absuchleistung in der Reha gemessen. Zu niedrig. Darauf habe ich 3 Monate Aufmerksamkeitstraining mit spezieller Therapiesoftware am Rechner erhalten. Was das bedeutet und wie anstrengend das ist, kann nur jemand empfinden, der dies selber mal durchlebt hat. Von wegen Grubenfahrt mit vier Figuren aus 15 und zusätzlich in Kombination mit den zugehörigen Tönen.

Auf alle Fälle trainiere ich nach der Reha meine Absuchleistung weiter mit meiner Frau. Wir spielen jeden Tag „Dobble“. In „Dobble“ gibt es 50 verschiedene Symbole, verteilt auf 55 Karten. Jede Person hat einen Kartenstapel vor sich und eine Karte liegt in der Mitte. Dann decken alle Personen gleichzeitig eine Karte auf. Wer zuerst ein Symbol entdeckt, das auf der eigenen Karte und auf der in der Mitte abgebildet ist, muss das Symbol benennen und darf die eigene Karte in die Mitte legen. Wer zuerst alle Karten abgelegt hat, hat gewonnen.

Donnerstag habe ich zum ersten Mal gegen Sabine gewonnen. Ein echter, lang ersehnter Erfolg. Gegen Sarah habe ich auch schon mehrfach gespielt. Keine Chance mit meinem alten verkalktem Gehirn. Das Spiel kostet unter 10 Euro. Probiert es gerne einmal aus. Mit noch ein wenig mehr Übung trete ich gegen jeden Leser an. Also doch, im Westen was „gutes“ Neues!

Veröffentlicht von oschlenkert

männlich, 52 Jahre, verheiratet, 1 Kind, mitten im Leben ... und dann kam der Schlaganfall.

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